Wampes Biographie
Wampe wurde in der Zeit der sexuellen Revolution geboren, ist aber kein Ergebnis derselben. Im Bochum der sterbenden Zechen, der Stadt voller qualmender Schlote und malochender Eigenbrötler wuchs Wampe heran.
Das Kind war mit Papier und Bleistift ebenso leicht ruhig zu stellen, wie mit jeder beliebigen Geräuschquelle. So konnte er bereits mit fünf Jahren kubistische Porträts zeichnen und auf dem
Eierschneider die Nationalhymnen sämtlicher sozialistischen Länder zupfen. Diese Leidenschaft brachte ihm den Argwohn der ganzen Familie, besonders des rechten Flügels, ein.
Nachdem Wampe die Grundschule ohne größere Personenschäden hinter sich gebracht hatte, gründete er auf dem Gymnasium die experimentelle Schülerband „Kennzekaum“.
Sie bestand aus Wampe an der E-Gitarre und Hansi Bieger am Kassettenrekorder. Nach langen Querelen um die stilistische Ausrichtung löste sich die Band nach einem einzigen Auftritt vor einer Gruppe Polizisten auf. Eine Nachbarin hatte sich über den infernalischen Lärm aus dem Kohlenkeller beschwert. Bieger anglisierte seinen Namen und wurde als Comedian erfolgreich. Wampes radikales Musik-Konzept wurde hingegen von den „Aufstoßenden Abstürzen“ erfolgreich aufgegriffen und Wampe legte seine Karriere als Musiker zunächst auf Eis.
Bereits seit jener Zeit trägt Wampe meistens schwarze Kleidung und neigt dazu, auch die Dinge so zu sehen. In den Pausen seiner Schwermut ist er aber ein durchaus lustiger Gesell, der sich gerne über eigene und fremde Unzulänglichkeiten amüsiert.
Durch Wampes frühe musikalischen Versuche alarmiert, gelang es seinen Eltern, Schlimmeres zu verhindern. So absolvierte Wampe – statt Musik zu studieren – eine kaufmännische Lehre bei einem Großhandel für Lärmschutz-Baustoffe. Der Drang künstlerisch tätig zu sein, ließ sich dennoch nicht unterdrücken und so entsann sich Wampe seines stilleren kreativen Talents und begann wieder zu zeichnen.
Nach der Lehre studierte er Politikwissenschaft an der Ruhr-Universität, wo er in den Kreisen studentischer Subkultur Coole begegnete.
Nachdem Wampe seinem Studium die Erkenntnis abgerungen hatte, dass in einer Demokratie nicht der Konsens, sondern der Dissens entscheidend ist, trennte sich seine Freundin nach einem achttägigen Dauerkrach von ihm. Dadurch kam er als erster in Deutschland auf die Idee, eine Online-Kontaktbörse zu gründen. „www.zanken.de – Die Kontaktbörse für Streitsüchtige“ war seiner Zeit weit voraus, wurde aber wenig genutzt. Seit langem gehört die Domain einer süddeutschen Metzgerei.
Jetzt träumt Wampe von der einen idealen Frau, die er in Berlin zu finden hofft. In der Annahme Ku’damm und Gedächtniskirche lägen zentral, zog er in eine Charlottenburger Hinterhofwohnung. Von hier aus wirft er ein Auge auf die Hauptstadt und Restdeutschland und das andere auf seinen Zeichenblock.